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Biosphären-Wiesensamen

Für ein blühendes Berchtesgadener Land

Eine artenreiche Wiese beherbergt 80-150 verschiedene Gräser und Kräuter. Damit ist sie Lebensraum und Nahrungsquelle für wiederrum mehr als 1000 verschiedene Tierarten. Solche Wiesen sind nicht nur ökologisch höchst wertvoll, sie sind auch ein Kulturgut unserer Region.

Seit 2015 beerntet die Verwaltungsstelle der Biosphärenregion in Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegeverband und der Unteren Naturschutzbehörde artenreiche Wiesen in der Region, um dieses wertvolle Saatgut gemeinsam mit Kommunen, Vereinen, Unternehmen, Landwirtinnen und Landwirten oder Schulen auf neuen Flächen wieder auszubringen.

Wild & Kultiviert. Die Entwicklung der Biosphären-Wiesensamen

In Zusammenarbeit mit dem Salzburger Regionen Pinzgau und Lungau wurden in einem dreijährigen Interreg-Projekt die Grundlagen zur Beerntung von Wiesensamen geschaffen.

Ziel des Interreg-Projektes war der Aufbau und der fachliche Austausch eines grenzübergreifenden Schutzgebietsmanagements der drei Regionen Berchtesgadener Land, Pinzgau und Lungau. Durch das Projekt wurde in der Biosphärenregion Berchtesgadener Land der Aufbau einer regionalen Saatgutvermehrung gefährdeter Wiesen- und Ackerwildkrautgesellschaften ermöglicht, Arten- und Lebensraumschutzprojekte erarbeitet und eine Stelle für Landschaftsökologie und Biodiversität an der Verwaltungsstelle eingerichtet.

Unter Einbeziehung von Expertinnen und Experten aus Österreich, Deutschland und der Schweiz wurden sowohl fachliche wie auch rechtliche Grundlagen aufbereitet, um Wiesensamen auf landwirtschaftlichen Flächen mit hoher Qualität gewinnen zu können. Seit 2021 werden die Wiesensamen in Kooperation mit dem Landschaftspflegeverband Biosphärenregion Berchtesgadener Land beerntet.

Finanziert wurde das Projekt im Rahmen des EU-Förderprogrammes Interreg V Österreich Bayern 2014-2020.

Artenreiche Mähwiesen, der Verlust eines alten Kulturgutes

Artenreiche Mähwiesen sind so vielfältig wie tropische Regenwälder. Sie entstanden durch eine extensive, standortangepasste Bewirtschaftung des Menschen. Heute sind diese Wiesen von einem starken Rückgang bedroht. Aber auch das Wissen um die Pflege oder Neuanlage solcher Wiesen geht damit verloren.

Artenreiche Flachland- oder Bergmähwiesen zeichnen sich durch eine große Vielfalt an Pflanzen- und Tierarten aus.  Mit meist nur 1-2 Schnitten pro Jahr und wenig Düngung haben die Gräser und Kräuter dieser Mähwiesen Zeit zu wachsen, zu blühen und ihre Samen auszubilden. Damit erneuert sich der Bestand der Wiese jährlich immer wieder neu. Als traditionelle, bunte Bauernwiese, mit z.B. Margeriten, Wiesenbocksbart, Glockenblumen oder Wiesenwitwenblumen, ist sie vielen von uns in Erinnerung. 80-150 verschiedene Pflanzenarten kann man auf einer solchen Wiese finden.

Aufgrund ihrer hohen Bedeutung für die Artenvielfalt und ihres zunehmenden Rückgangs sind Mähwiesen auf europäischer Ebene und nach dem bayerischen Naturschutzgesetz geschützt.

Wissen, dass es wirkt!

Das Beernten der Wiesen und die Anlage neuer Flächen ist mit einem hohen Aufwand verbunden. Deshalb ist es wichtig, die Qualität der Ergebnisse im Blick zu haben und bei Bedarf zu optimieren.

2021 untersuchten zwei Studentinnen der Universität Salzburg neu angelegte Blühflächen auf das Vorkommen von Wildbienen und Schwebfliegen. Sie verglichen Spender-, Empfänger- und Kontrollflächen und kamen zu überzeugenden Ergebnissen: Die untersuchten Blühwiesen konnten sich am neuen Standort erfolgreich etablieren und sind zu einem neuen Lebensraum zahlreicher Wildbienen und Schwebfliegen geworden, darunter auch bedrohte oder seltene Arten. Eine Schwebfliegen-Art konnte erstmals in Deutschland nachgewiesen werden. Die Forscherinnen erwarten in den nächsten Jahren sogar noch stärkere Effekte auf den neu angelegten Wiesen, nachdem diese zum Zeitpunkt der Untersuchungen noch „jung“ waren und sich in ihrem Bestand noch weiter entwickeln werden.

Die Erkenntnisse
auf einen Blick

27 Flächen

wurden bei der Studie untersucht

94 Wildbienenarten und 52 Schwebfliegenarten

wurden dabei gefunden

Erstmals in Deutschland nachgewiesen

wurde eine Schwebfliegenart

Details zu den Ergebnissen finden Sie in den beiden Masterarbeiten:

Teufl, Anna (2022). Diversity of flowering plants and wild bees in species-rich flowering meadows, in meadows created with the seeds of these meadows and in negative control areas. Master Thesis. Paris Lodron University of Salzburg.

Nißl, Maria (2022). Diversität von Blütenpflanzen, Wildbienen und Schwebfliegen in Wiesen der Biosphärenregion Berchtesgadener Land. Masterarbeit. Technische Universität München.

Portrait Sabine Pinterits

Ihre Ansprechperson

Sabine Pinterits

Landschaftsökologie und Biodiversität

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